Die Kaschauer Zeitung im Kontext der Geschichte des Buchdrucks

13.02.2015 19:57

Die Kaschauer Zeitung im Kontext der Geschichte des Buchdrucks

Jörg Meier

 

Die Geschichte der multiethnischen Bevölkerung Kaschaus/Košices und der wechselnden, kulturell nachhaltig wirkenden, geistigen Führungsschichten war aufs engste mit der Geschichte des Buchdrucks verbunden. Die Drucktradition in Kaschau/Košice, die nach heutigem Forschungsstand mit einem protestantischen Liederbuch im Jahr 1560 (Gal Huszar) begann, brachte im Laufe der Zeit berühmte Drucker- und Verlegerfamilien hervor und entfaltete ihre Wirkung weit über die Grenzen der Stadt hinaus. Die erste „ständige“ Druckerei wurde im Jahr 1610 von Jan Fischer gegründet und existierte vermutlich bis 1694.

In diesem Zeitraum wurde vor allem protestantisches Schriftgut gedruckt und erst zum Ende der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts kam es zu einem auch quantitativ immer bedeutenderen katholischen Druckaufkommen. Von beiden Konfessionen wurden vor allem wissenschaftliche und religiöse Schriften, Polemiken sowie Kalender in lateinischer, deutscher, ungarischer und slowakischer Sprache gedruckt. Dabei war der angestiegene und weiter steigende Einfluss des Katholischen verbunden mit der inzwischen vor Ort befindlichen Dependance des Jesuitenordens, die sich im Jahr 1670 eine eigene Druckerei einrichtete, die allerdings bereits vier Jahre später dem großen Stadtbrand zum Opfer fiel.

Erst 1710 kam es erneut zu einer solchen Unternehmung, die dann bis zur Auflösung des Ordens im Jahr 1773 Bestand hatte. Diese Phase der jesuitischen Publikationstätigkeit kann sicherlich als ein erster Höhepunkt in der Geschichte des Kaschauer/Košicer Buchdrucks, aus der uns bis heute über 1.500 Titel bekannt sind, bezeichnet werden.

Unter den Drucken finden sich zu einem Großteil Werke der Dozenten der Jesuitenuniversität, vor allem Lehrbücher und wissenschaftliche Abhandlungen aus den Bereichen der Theologie und Philosophie, der Geschichte und den Naturwissenschaften. Hinzu kamen jedoch auch bereits Drucke in lateinischer, ungarischer, deutscher und slowakischer Sprache, die sich mehr an den Interessen und Bedürfnissen breiterer Bevölkerungsschichten orientierten.

Im Jahr 1775 wurde die Druckerei von der zur gleichen Zeit in Preßburg/Bratislava bereits etablierten Druckerfamilie Landerer übernommen, die dort beispielsweise die Preßburger Zeitung herausgab. Die unter ihrer Ägide bis 1821 gedruckten Schriften erschienen nach wie vor in den üblichen vier Sprachen, wobei Lehrbücher und Schulberichte einen besonders hohen Anteil an der Gesamtproduktion hatten.

Ab 1787 erwuchs der Familie Landerer mit der neuen Druckerei Ellinger, die sich bis zum Jahr 1875 in Familienbesitz befand, zum ersten Mal ernsthafte Konkurrenz. Auch Ellinger druckte in vier Sprachen und der Schwerpunkt der Produktion lag ebenfalls zunächst im Bereich der wissenschaftlichen Werke und erst ab 1846 kamen vermehrt Bücher der so genannten Volksliteratur hinzu.

Mit der Übernahme der Druckerei Landerer durch Carl Werfer im Jahr 1822 begann ein neues Kapitel in der Druckgeschichte Kaschaus/Košices. In der Offizin, die sich im Laufe der Zeit einen überregionalen Ruf erarbeitete, wurden nicht nur wissenschaftliche Bücher, sondern auch religiöse und volkserzieherische Schriften sowie Kalender gedruckt. Ab 1836 kam die Herstellung von Spielkarten in insgesamt 20 verschiedene Variationen hinzu und ab 1848 wurde sogar eine Soldatenfelddruckerei eingerichtet, die allerdings während der revolutionären Kampfhandlungen zerstört wurde. Die Offizin war zudem im Dienste der Kaschauer/ Košicer Finanz- und Postbehörden mit dem Druck amtlicher Dokumente beauftragt.

Ganz wesentlich war der Ruf der Druckerei und des Verlages von Carl Werfer jedoch durch die Herausgabe der zu ihrer Zeit wichtigsten Periodika der Stadt begründet: dem Kaschau-Eperjeser Kundschaftsblatt (1838-1871) und der Kaschauer Zeitung (1872-1914).

Noch bis 1872 gab es in Kaschau höchstens zwei miteinander konkurrierende Druckereien und erst mit der in diesem Jahr erfolgten Erklärung des Druckhandwerkes zum freien Gewerbe erhöhte sich die Zahl bis zur Jahrhundertwende auf insgesamt acht.